Präsentation und Diskussion: Lebenswerte Quartiere für alle!

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Echte Verkehrswende – Mehr als nur E-Autos und E-Fuels“ haben wir am 24.11.23 in den Zukunftsraum in der Karlsruher Oststadt eingeladen. Dort stellten wir das Konzept der Kiezblocks vor und diskutieren im Anschluss unsere Vision und die Wünsche der Anwesenden. Unsere Freude war groß, dass sowohl allgemein interessierte Personen, als auch Vertreter des Bürgervereins Oststadt und der Grünen Stadtratsfraktion zur Veranstaltung gekommen waren.

Lars (l.) und Gabriel (r.) von den Kiezblocks Karlsruhe vor der Präsentation "Lebenswerte Quartiere für alle!"
Lars (l.) und Gabriel (r.) von den Kiezblocks Karlsruhe – Quelle: Kiezblocks Karlsruhe

Um eine gute Diskussionsgrundlage zu bieten, startete der Abend mit einer Präsentation zu Kiezblocks bzw. Superblocks. Gabriel sprach über das Konzept allgemein und erläuterte es anhand einiger Beispiele aus europäischen Städten, insbesondere Barcelona und verschiedenen Städten in den Niederlanden. Superblocks können mit besonderer Gestaltung einhergehen – wie etwa in Barcelona. Aber selbst mit kleineren, strategischen Maßnahmen der Verkehrsführung lassen sich schon vergleichsweise kostengünstig bedeutende Ergebnisse erzielen.

Beispiel für verändertes Straßenbild in Barcelona, Vergleich 2017 und 2020
Beispiel Barcelona – Quelle: Ajuntament Barcelona 2017; Ajuntament Barcelona 2020 via Umweltbundesamt

Auch in Deutschland gibt es inzwischen einige Beispiele, etwa in Stuttgart: Dort wird ab Sommer 2024 der erste Superblock der Stadt errichtet im Rahmen eines Verkehrsversuchs in der Augustenstraße. Der Verkehr entlang der Kreuzungen der Straße soll verändert und die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Anwohnenden wissenschaftlich evaluiert werden.

Allen Beispielen gemein ist, dass eine große Herausforderung oft die Bedenken mancher Anwohnender sind. Egal ob es eine Veränderung der Verkehrsführung oder die Parkplätze vor der eigenen Haustür betrifft: „Es geht nur mit den Anwohner:innen und dem ansässigen Gewerbe. Und das alles erfordert viel Kommunikation“, unterstrich Gabriel.

Ein Teil der Lösung sollte deshalb auch immer sein, den Anwohnenden mit der Umgestaltung zum Kiezblock Angebote zu machen, um die Nachbarschaft (also den Kiez) weiter zu verbessern. Lars stellte im Anschluss eine ganze Reihe von Ansätzen vor, wie das zu schaffen sei: Einmal wäre da das Konzept des Nachbarschaftssystem. Anders als der Status quo in vielen Städten, legt es den Fokus auf das „Wir“ und weniger das Individuum. Lars sprach über den oder die Platzconcierge, die von einem zentralen Kiosk aus als Ansprechpartner:in fungiert. Er oder sie kann Hilfe bieten (bspw. für ältere Anwohnende) oder Spielgeräte, Lastenräder, etc. ausgeben. Insgesamt soll der Kiez so enger zusammenwachsen.

Dafür braucht es öffentliche Flächen auf denen echter Austausch stattfinden kann – und diese entstehen, indem (Park-)Plätze umgestaltet werden: So könnten Parklets in den Parkbuchten Sitzmöglichkeiten bieten oder Bepflanzung erlauben. Oder aber Handwerker:innen stehen auf nun verkehrsbefreiten Flächen in Minibussen und bieten ihre Dienste an. Open Spaces für mobiles Arbeiten, Leihlokale, Pop-Up-Stores lokaler Händler:innen, usw. würden eine echte 15-Minuten-Stadt entstehen lassen mit kurzen Wegen und einem sozialen Netzwerk.

Gegenüberstellung Georg-Friedrich-Straße aktuell zu Vision für Georg-Friedrich-Straße
Mögliche Transformation Georg-Friedrich-Straße – Quelle: Dutch Cycling Lifestyle

In der anschließenden Diskussion nahm die Situation der Georg-Friedrich-Straße großen Raum ein. Alle Anwesenden waren sich einig, dass die Verkehrsbelastung in dieser Straße hoch sei und eine Reduktion des Durchgangsverkehrs die Lebensqualität enorm steigern würde.  Eine große Herausforderung sahen alle bei der Einbindung der ansässigen Händler:innen, die zum Teil Umsatzeinbußen befürchteten. Deshalb wurde angeregt, die Neugestaltung zunächst im Rahmen eines Reallabors zu testen, ähnlich des Projekts in der nördlichen Karlstraße oder im Passagehof.

Ein weiterer Punkt der viele verschiedene Standpunkte hervorbrachte war die Frage nach dem Bewohnerparken. Können möglicherweise wegfallende Straßenparkplätze durch Stellplätze in Parkhäusern oder Tiefgaragen ersetzt werden? Wie gut dieses Angebot angenommen werden kann, würde derzeit bereits in der Südstadt untersucht. Hier erhielten 50 Menschen, die Option kostenfrei in einem der Parkhäuser vor Ort zu parken. Die Ergebnisse sollen 2024 zur Verfügung stehen.

Es gibt also bereits einige spannende und kontroverse Beispiele in Karlsruhe. Das und der Umstand, dass die Diskussion so angeregt geführt wurde, hat uns abschließend sehr optimistisch gestimmt. Vielen Dank an alle Anwesenden für ihren Input – wir freuen uns schon auf den nächsten Austausch.


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